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SV Kornwestheim Handball: Spielberichte Männer 1

"Es war ein großes Privileg, weiterhin trainieren zu dürfen!"

100421 mwol 0019Alexander Schurr beim Testspielsieg gegen den VfL Pfullingen. Foto: Wolf

Nach der abgebrochenen Spielzeit trainierten die Lurchis noch bis Mitte Mai und befinden sich seitdem in ihrer wohlverdienten Pause. Zeit für uns, um mit Trainer Dr. Alexander Schurr über die Ungewissheit während der Saison, das Training und die aktuell laufende Aufstiegsrunde zu sprechen. Außerdem gibt der Sportwissenschaftler einen Ausblick, wann es mit der Vorbereitung der Drittligahandballer weitergeht.

Die Spielzeit 2020/21 war aufgrund der Corona-Pandemie leider kürzer als erhofft und wir konnten nur drei Partien spielen. Wie war dein Eindruck aus diesen Spielen?

Aus den drei Spielen hatte ich einen sehr guten Eindruck! Wir konnten zwei Siege gegen gute Teams einfahren und haben uns toll präsentiert. Dann kam der erste Coronafall auf und brachte die ersten Spielausfälle mit sich. Nach knapp zwei Wochen Quarantäne folgte die knappe Niederlage gegen Pfullingen, bei der ich aber auch viel Positives gesehen habe.  Im Anschluss wurde die Runde dann abgebrochen. Eine sportliche Bewertung ist daher nur bedingt durchzuführen, zumal sich zum Teil Spieler verletzungsbedingt noch gar nicht zeigen konnten. 

Anschließend wusste man lange nicht, wie es weitergeht und ob noch einmal gespielt wird. Wie wirkte sich dies auf die Jungs und das Training aus?

Es war ein großes Privileg, weiterhin trainieren zu dürfen und jeder Einzelne im Team wusste das auch zu schätzen. Daher waren alle sehr gerne und vollmotiviert im Training. Es wurde ja auch immer wieder eine Fortsetzung der Runde angekündigt, weshalb wir fokussiert und engagiert trainiert haben.  Da haben die Jungs auch vorbildlich mitgezogen.

Als dann im Frühjahr klar war, dass die Runde nicht zu Ende gespielt wird, haben wir  dann die Trainingsstruktur jedoch komplett verändert und Schwerpunkte gelegt, die während eine Runde nicht möglich wären.

Aktuell läuft die Aufstiegsrunde zur zweiten Liga. Warum haben sich die Lurchis entschlossen, nicht daran teilzunehmen?  

Die Aufstiegsrunde ist sicher ein spannender und attraktiver Wettbewerb, denn dort winkt am Ende mit dem Aufstieg ein tolles und erstrebenswertes Ziel. Allerdings -  und so ehrlich sind wir in Kornwestheim miteinander - sind wir finanziell und strukturell doch eher ein kleines gallisches Dorf umringt von deutlich größeren Römerlagern. 

Daher wäre eine Zweitligasaison nach über einem Jahr Covid19-Pandemie für den Verein nicht zu bewältigen. Fürstenfeldbruck ist letztes Jahr mit einer tollen Mannschaft zurecht Meister geworden und nun trotz großem Kampf und viel Engagement abgeschlagen letzter. Für die zweite Liga benötigt man erst den Rahmen drumherum und dann den sportlichen Aufstieg. Das hat uns unsere eigene Meisterschaft sehr deutlich gezeigt.

Wie in vielen anderen Vereinen auch kämpfen die Verantwortlichen der Handballabteilung seit über einem Jahr schlichtweg ums Überleben. Und es ist auch anderen Bewerbern gegenüber nur fair, dass man eine Aufstiegsrunde nur dann spielt, wenn man auch wirklich 2. Liga spielen kann.

Darum möchte ich auch gerne an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an alle Unterstützer und Sponsoren aussprechen. Ohne diese Unterstützung würde das Hallenlicht im kommenden September vermutlich aus bleiben! 

Schaust du dir die Spiele an und wen siehst du aktuell als Favorit auf den Aufstieg? 

Die Aufstiegsrunde ist ein spannender Wettbewerb, den ich natürlich interessiert verfolge. Alle unsere regionalen Konkurrenten nehmen daran Teil und unterstreichen damit auch nochmal ihr Ambitionen. Horkheim, Oppenweiler und Pfullingen wären offensichtlich in der Lage, in der nächsten Saison die 2. HBL zu stemmen. Das zeigt meines Erachtens deutlich, in welchem Umfeld wir uns bewegen und das der Vergleich mit dem kleinen gallischen Dorf nicht aus der Luft gegriffen ist. 

Ich finde es zudem spannend zu beobachten, wie gut sich die Teams aus der Südstaffel nun positioniert haben. Im Vorfeld war viel die Rede davon, dass die Teams im Norden stärker sind, da sie meist noch mehr Profis in ihren Reihen haben. Aber jetzt zeigt sich, dass sich Oppenweiler und Pfullingen jeweils sehr gute Ausgangslagen verschafft haben. Das freut mich, da es zeigt, dass im Süden auf hohem Niveau gearbeitet wird! 

Gerade bei Oppenweiler zeigt sich nun langsam die engagierte Arbeit der Verantwortlichen in den letzten Jahren. Betrachtet man die drei Hauptkomponenten Torhüter, Abwehr, Angriff sehe ich dort auch in der Breite für die Aufstiegsspiele das beste Paket! Aber auch Pfullingen hat sehr starke Spieler und sich in Rostock toll präsentiert! Man darf also gespannt sein.  

Getestet wurde dann noch zweimal gegen Pfullingen und einmal gegen Horkheim. 

Richtig, wir wollten noch einmal etwas Rückmeldung für unsere Trainingssteuerung und haben daher noch ein paar Partien gegen regionale Gegner gespielt. Hierbei wurde natürlich auf strenge Hygienemaßnahmen geachtet.

Gegen Horkheim gab es einen Sieg, gegen Pfullingen jeweils einen Sieg und eine Niederlage, wie hat sich das Team präsentiert? 

Genau, korrekt! Die Ergebnisse waren für uns in dieser Phase aber nicht zentral, vielmehr ging es darum Impulse für unser Training zu sammeln. Ich muss meiner Mannschaft aber ein tolles Kompliment machen, wir haben sehr strukturiert und fokussiert agiert und nach der langen Pause gute Spiele gemacht. Immerhin spielen unsere Gegner nun um den Aufstieg in die zweite Bundesliga.  

Der Kader zur neuen Saison bleibt unverändert - es gibt weder Ab- noch Neuzugänge. Siehst du darin einen Vorteil für die kommende Spielzeit?

Das würde ich bejahen, ich denke die meisten Kolleg/innen sportartenunabhängig wünschen sich keine zu große Fluktuation im Kader, um konstant an der eigenen Spielidee weiterarbeiten zu können. Manchmal kann frisches Blut einem Team natürlich gut tun, aber ich bin sehr froh, dass die Truppe so zusammenbleibt, wie sie ist. Allerdings darf man auch darauf hinweisen, dass wir Spieler im Team haben, die aufgrund des Rundenabbruchs quasi wie Neuzugänge zu bewerten sind.

Deine Jungs haben nun ein paar freie Wochen. Wie sieht diese freie Zeit aus und ab wann startet ihr in die Vorbereitung? 

Die Jungs haben nun Pause und Mitte Juni starten wir dann mit der Vorbereitung wieder voll durch. Es war uns sehr wichtig, dass wir in einen gewohnten Rhythmus zurückkehren, denn man darf eines nicht vergessen: zwar hat es keinen Wettkampf mehr gegeben, wir als Team haben aber dennoch elf Monate am Stück mit Vollgas trainiert und uns immer wieder neu auf mögliche Spielrunden vorbereitet. 

Die Belastung mag dabei aufgrund der fehlenden Spiele körperlich etwas weniger gewesen sein, aber wie für viele unserer Gesellschaft war die mentale Belastung durch die Pandemiezeit auch für die Spieler sehr hoch und kräftezehrend. Man muss immer auch wissen, dass alle Spieler in Kornwestheim auch arbeiten, studieren und natürlich auch Familien haben. Sie haben sich die paar freien Tage daher absolut verdient.

Wir hoffen nun auf eine ganz normale Spielzeit 2021/22 und darauf werden wir uns mit maximaler Leidenschaft vorbereiten. So wie wir das in Kornwestheim leben. 

Und dann freuen wir uns, wenn wir im September wieder Zuschauer begrüßen dürfen wenn es heißt „Willkommen in der Hölle Ost".

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