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SV Kornwestheim Handball: Spielberichte Männer 1

SVK stellt keinen Lizenzantrag für Liga 2

2018 03 04 Männer 1 C. Wahl Dömötör
 
Ausgebremst: Die Drittliga-Handballer des SVK um Spielmacher Christian Wahl (links) steigen auf keinen Fall in die 2. Bundesliga auf. Foto: Archiv/Horst Dömötör
Der SV Kornwestheim ist als Aufsteiger derzeit Tabellenführer der Südstaffel der 3. Handballliga. Doch sollte es am Ende wirklich zur Meisterschaft reichen, wird der Verein den Sprung in die nächsthöhere Spielklasse nicht wagen. Der SVK hat bis zum Stichtag am Donnerstag, 1. März, keinen Lizenzantrag für die 2. Bundesliga gestellt. Diese Entscheidung teilten die beiden Abteilungsleiterinnen Daniela Assmann und Miriam Bahmann sowie SVK-Präsident Gerhard Bahmann der Mannschaft um Trainer Alexander Schurr am Donnerstagabend mit.„Mit dieser rasanten sportlichen Entwicklung konnte keiner rechnen, sie war nicht absehbar“, heißt es in der dazugehörigen Pressemitteilung des SVK. Das Ziel für diese Saison sei gewesen, möglichst früh nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben und mittelfristig, sich in der 3. Liga zu etablieren. Sprich: Von möglicher Meisterschaft oder Aufstieg wagte zu Beginn der Spielzeit niemand auch nur ansatzweise zu träumen.
Doch es läuft, trotz ein paar unnötiger Pleiten, derzeit einfach rund beim SVK. Und genau deshalb mussten sich die Verantwortlichen plötzlich mit Dingen auseinandersetzen, die sie wenige Monate zuvor – nachvollziehbarerweise – noch gar nicht auf dem Schirm hatten. Dass die Entscheidung letzten Endes gegen einen möglichen Aufstieg gefallen ist, hat Gründe. Auch, wenn es sich weder der Hauptverein noch die Abteilungsleitung leicht gemacht hätten, wie der SVK schreibt. „Wenn man den sportlichen Erfolg hat, will man natürlich auch die Lorbeeren ernten“, sagt Präsident Gerhard Bahmann. Man habe allerdings keine sportliche Entscheidung treffen müssen, sondern eine, die von Verantwortungsbewusstsein getragen und für Verein und Abteilung wirtschaftlich vertretbar sei. „Da der Spielbetrieb keinen wirtschaftlichen Träger besitzt“, stellt Bahmann klar.
Einen solchen Träger gab es einst. Die Erinnerung an die Insolvenz der TVK Marketing & Management GmbH & Co. KG im Jahr 2007 dürfte einigen SVK-Unterstützern noch heute unruhige Nächte bereiten. Zuvor war der Verein – damals noch als TV Kornwestheim und ein Jahr als SG HBR Ludwigsburg – acht Jahre lang Zweitligist gewesen. Es folgte der Gang in die Landesliga, von dort arbeitete man sich sukzessive wieder nach oben.
„In der 2. Bundesliga spielen, neben den sportlichen, noch zahlreiche weitere Faktoren eine wichtige Rolle“, heißt es in der Pressemitteilung weiter. „Dazu mussten die Verantwortlichen feststellen, dass derzeit weder die finanziellen noch die strukturellen Voraussetzungen gegeben sind, um einen Aufstieg zu realisieren.“
Daniela Assmann präzisiert: „Man benötigt dazu hauptamtliche Mitarbeiter in der Abteilung. Es ist ein hoher Organisations- und Verwaltungsaufwand.“ Die Handballabteilung des SVK ruht derzeit ausschließlich auf den Schultern von Ehrenamtlichen. Hinzu kommen in der eingleisigen 2. Bundesliga enorme Reisekosten, außerdem müsste der Spieleretat deutlich aufgestockt werden.
Gerhard Bahmann nennt Zahlen. „In der 2. Liga haben die Mannschaften mindestens einen Etat von 500 000 Euro, maximal von 2,7 Millionen Euro.“ Beim Sponsoring brächten es die Hinterbänkler der Liga auf etwa 700 000 Euro, „die auf den Spitzenpositionen auf deutlich mehr“. Heißt: Der SVK müsste laut Gerhard Bahmann den Etat mindestens verdoppeln, eher verdreifachen – und sogar fünfmal so viel Sponsorengelder generieren als bisher.
Dass all das nicht realistisch ist, davon mussten sich die beiden Abteilungsleiterinnen Mitte Februar bei einem Termin mit Vertretern der Handball-Bundesliga in Köln überzeugen lassen. „Zu groß sind momentan die Hürden, die genommen werden müssten“, sind sie sich beide einig. Gerhard Bahmann wählt noch deutlichere Worte: „Im Präsidium waren wir uns einig, dass das ein wirtschaftliches Himmelfahrtskommando wäre.“
Was in Kornwestheim – entgegen mancherlei Vermutungen – sehr wohl zweitligatauglich wäre, ist die Osthalle selbst. „Die Maße würden ausreichen, nur bräuchte man eine neue Anzeigetafel“, sagt Daniela Assmann. Ihr, ebenso wie ihrer Mitstreiterin Miriam Bahmann, tut es auch für die Mannschaft leid. „Es ist bitter für unsere Spieler, wenn es sportlich so gut läuft, aber die notwendigen Voraussetzungen für einen möglichen Aufstieg nicht gegeben sind“, stellen die Abteilungsleiterinnen fest. Allerdings werde und müsse in Zukunft die Abteilung auch für den Spielbetrieb in der 3. Liga an den Strukturen arbeiten und weiterhin den Etat erhöhen. Denn hier bewege sich der SVK in den unteren Regionen. Gelinge dies, dann wäre man in der Zukunft auch für einen überraschenden Aufstieg eher gewappnet, sind sich die Abteilungsleiterinnen sicher.
Und wie hat überhaupt die Mannschaft auf den Verzicht reagiert? „Ich würde sagen, sie hat es sportlich gefasst aufgenommen“, sagt Trainer Alexander Schurr. Vielleicht habe sich der ein oder andere Spieler auch schon gedacht, was da jetzt komme. „Aus Sportlersicht tut es aber natürlich trotzdem weh.“ Für Schurr selbst sei früh klar gewesen, dass er die Entscheidung mittragen werde – wie auch immer sie am Ende ausfalle. „Jetzt jemandem einen Vorwurf zu machen, wäre ungerecht, bei dieser rasanten Entwicklung“, so der Coach.
Gespannt ist der Übungsleiter dennoch. „Einfluss auf Trainingseinsatz und -beteiligung wird das nicht haben, dafür kenne ich meine Mannschaft zu gut.“ Und wer weiß: „Vielleicht spielen wir ja befreiter auf?“
Abwarten. Am Samstag hat der SVK jedenfalls knapp in Dansenberg verloren.
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