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SV Kornwestheim Handball: Spielberichte Männer 1

"Habe immer wieder Lust, Teil dieses Ganzen zu sein!"

250903 Alex Interview

Auch nach neun Jahren im Amt bringt Kornwestheims Trainer Alexander Schurr noch jede Menge Energie, Emotion und Engagement mit.

Handballtrainer Alexander Schurr schätzt es, dass er beim SV Kornwestheim die Chance hat, viel zu lernen, viel auszuprobieren, kreativ zu sein und sich persönlich weiterzuentwickeln. Das Interview aus der Kornwestheimer Zeitung.

Herr Schurr, Sie sind seit neun Jahren Cheftrainer. Was ist nach dieser langen Zeit Routine, und wie viel Neues bringen Sie noch ein?
Natürlich haben sich über die Jahre auch gewisse Routinen entwickelt – und die sind wichtig. Es braucht aus meiner Sicht feste Strukturen, um eine Mannschaft aber auch ein Trainer- und Betreuerteam in dieser Liga erfolgreich zu führen. Die Kunst und Herausforderung liegt darin, die Werte, die dem Verein und dem Team wichtig sind, gemeinsam zu entwickeln, dann zu transportieren und stetig weiter daran zu arbeiten.
Aber auch bei unseren täglichen Trainingseinheiten sind Routinen sehr wichtig. Es stehen eine begrenzte Anzahl von Trainingseinheiten, die man pro Woche hat, zur Verfügung.  Da kann man das Training nicht jedes Mal komplett neugestalten, da dies in der Erklärungsphase häufig zu viel Zeit in Anspruch nehmen und so die Anzahl der Wiederholungen darunter leiden würde. Eine Trainingseinheit bei mir baut also gerne auf Bewährtem auf, wird dann aber immer wieder angepasst und verändert.

Das heißt, Routine bringt viele Vorteile?
Unbedingt, wenn man Sie mit Innovation paart. Der Prozess, dass eine Mannschaft die eigenen Werte tief verinnerlicht und diese auch an junge Spieler weitergibt, ist enorm wichtig. Erst dann greift eine Teamphilosophie richtig. Ziel ist, dass erfahrene Führungsspieler hinter dieser Philosophie stehen und im Team bleiben. Junge und neue Spieler können sich dadurch dann schneller orientieren und einfügen. Wer zum Beispiel in Kornwestheim als Neuzugang bereit ist, die Teamphilosophie mitzutragen, ist superschnell integriert und nimmt auch für sich viel Positives, auch in der Persönlichkeitsentwicklung, mit.

Ihre Arbeit besteht darin, junge Talente zu fördern und erfahrene Spieler zu halten. Warum bleiben gestandene Kräfte wie beispielweise Tinti, Döll, Kazmeier oder Reusch so lange im Verein?
Unser Spielkonzept bietet eine äußerst stabile Basis. Darauf können wir aufbauen und Anpassungen zulassen – dabei soll dann natürlich auch Platz für Kreatives sein. Unter der Woche ist unser Spiel ein „Coaches Game“, wo wir als Trainer sehr viel bestimmen und entscheiden können, aber spätestens mit Spielbeginn wird es zum „Players Game“. Da müssen die Spieler entscheiden und handeln. Es ist dann ihr Spiel und der Trainer ist verhältnismäßig unwichtig. Das ist auch gut so. Diese Selbstständigkeit gilt es in meinen Augen zu fördern. So bekommen erfahrene Spieler bei mir immer wieder neue und herausfordernde Aufgaben aber auch sehr viel Mitspracherecht. Das Fördern und Fordern von erfahrenen Spielern halte ich manchmal für unterschätzt, da man oft denkt, dass die Lernbereitschaft fehlt. Dies habe ich bisher anders erlebt. 

Fördern und Fordern gilt im Übrigen auch für den Trainer (lacht). Auch ich möchte mich ständig weiterentwickeln und auch permanent fordern. 

Und wie machen Sie das?

Ich versuche mir regelmäßig neue Impulse zu holen, auch mal über den Tellerrand zu schauen. Sehr gerne auch bei anderen Sportarten und anderen Trainerkolleg*innen. Dabei hilft mir natürlich mein Beruf, da ich sehr viele Möglichkeiten habe, mich mit sportwissenschaftlichen Experten aus verschiedenen Feldern auszutauschen. Dadurch bleibt es für mich, für alle in der Mannschaft, das gesamte Umfeld und letztendlich auch für die Zuschauer hoffentlich immer spannend.

Sie haben bereits mehrfach betont, dass die dritte Liga finanziell für den SVK eine große Herausforderung ist.  Was würde eine Budget-Erhöhung für den Verein bedeuten?
Ich glaube es ist uns in den letzten Jahren gelungen, sehr viel aus unseren Möglichkeiten zu machen. Sportlich standen wir die letzten Jahre sehr sehr gut da. Mehr Geld würde und sollte vor allem in die Rahmenbedingungen fließen: LED-Banden, eine moderne Spielanzeige – das wäre wichtig, um mit anderen Vereinen mitzuhalten. Auch unsere langjährigen Leistungsträger und das gesamte Team könnten wir für das große Engagement besser entlohnen. Das hätten Sie allemal verdient. Aber: Um den nächsten großen Step zu machen, gar Richtung 2. Bundesliga zu schielen, da sprechen wir von viel mehr als einer kleinen Budgeterhöhung. Daher spielen solche Gedanken hier keine Rolle. 

Das heißt, Geld würde sportlich wenig verändern?
Puh, ja und nein. Ich kann nur nochmal betonen, jeder einzelne Euro mehr würde der Abteilung guttun und würde im Dienst des Spiels eingesetzt. Was mich freut ist, wie verantwortungsbewusst die Abteilung mit diesem Thema umgeht und vor allem, dass unsere Spieler sich in Kornwestheim so wohlfühlen, dass das Finanzielle für unsere Jungs nicht der entscheidende Antrieb ist.   

Nicht nur für die Jungs, wie ich gehört habe für Sie auch nicht. Was ist denn dann die Motivation, das neunte Jahr in Folge in Kornwestheim zu verbringen?

Die Aufgabe als Trainer ist mit sehr viel zeitlichen Entbehrungen und mit sehr viel Verantwortung verbunden. Es ist aber auch immer wieder eine tolle Herausforderung. Ich prüfe mich daher immer sehr genau, ob ich weiter bereit bin, so viel Energie und Einsatz zu bringen, wie es für ein Engagement auf diesem oder einem noch höheren Niveau notwendig ist. Aber bisher habe ich immer wieder neu Lust, Teil dieses Ganzen hier zu sein. Die Spieler und ich erleben in Kornwestheim große Wertschätzung, Loyalität und Ehrlichkeit – das spielt eine große Rolle. 

Zudem ist es aus meiner Sicht als Trainer sehr wichtig die Aufgabe und Rolle, die man hat, sehr genau zu verstehen. Der Gedanke und 8auch die Aufgabe, die uns hier in Kornwestheim eint, ist, es erneut möglich zu machen, mit unseren begrenzten Möglichkeiten die Top Teams der Liga zu ärgern und mit vielen Eigengewächsen attraktiven Handball in der dritten Liga zu spielen. 

Bei einem anderen Verein kann die Aufgabe dann aber z.B. Aufstieg oder Klassenerhalt lauten. Dies als Trainer für sich klar zu haben, ist aus meiner Sicht sehr wichtig für die eigene Rollenbestimmung. 

Ein Trainerkollege hat anscheinend letzte Saison zu ihnen gesagt, dass in einem Allstar-Team der 3. Liga kein Kornwestheimer Spieler dabei wäre. Was halten Sie von dieser Einschätzung?
Ich war natürlich anderer Meinung (lacht), aber im ernst das hat er mit lobenden Worten gemeint, da wir ja wieder eine tolle Runde gespielt haben. So habe ich das auch empfunden. Er hat mir bzw. uns als Team viel Wertschätzung entgegengebracht. Mir zeigt das, dass wir vor allem auch als Kollektiv funktionieren und jeder hier das Maximum aus sich herausholen kann. 

Überspitzt gesagt könnte man sagen, Kornwestheims Spieler haben nur hier eine Chance. 

Tatsächlich ist es so, dass viele unserer Jungs in Kornwestheim zu dem geworden sind, was sie heute sind. In anderen Vereinen hätten sie diese Möglichkeit vielleicht so nicht bekommen. Aber jetzt sind viele von unseren Spielern in der Liga beliebt. Das merken wir ja auch daran, dass es immer wieder Abwerbungsversuche gibt. Doch die Jungs schätzen das Umfeld hier sehr und sind sehr loyal. 

Unsere gemeinsame Motivation ist es, aus dem wenigen, was wir haben, etwas Starkes zu formen. Das ist auch meine persönliche Challenge – deshalb bin ich am Seitenrand oft so ein energischer Typ. Ich stecke extrem viel Energie in unser Team und genau deshalb bin ich so emotional dabei. Ich möchte die Mannschaft mit Leben füllen und glaube jedes Jahr aufs Neue daran, dass wir in dieser Liga etwas mehr als nur bestehen können. Das motiviert mich auch im neunten Jahr, alles zu geben. 

Ligatechnisch ist der nächste Schritt für mich hier in Kornwestheim nicht möglich. Aber ich habe die Chance, viel zu lernen, viel auszuprobieren, kreativ zu sein und mich persönlich weiterzuentwickeln. 

Herzlichen Dank Herr Schurr! 

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