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SV Kornwestheim Handball: Spielberichte Männer 1

Vom Übergangsprojekt zur perfekten Dauerlösung

Verlängerung Fabler HP

Fabian Kugel reifte beim Drittligisten SV Kornwestheim in zehn Jahren vom Youngster zum Führungsspieler und verlängert seinen Vertrag.

 

Aktuell spielt Linksaußen Fabian Kugel wohl die Saison seines Lebens. Bei jeder Begegnung beim Handball-Drittligisten SV Kornwestheim übernimmt er Verantwortung und überzeugt mit grandiosem Einsatz und Können Fans, den Trainer und Gegner gleichermaßen. Überhaupt hat er in seiner Zeit bei den Kornwestheimer Lurchis als Mensch und Spieler eine sensationelle Entwicklung durchgemacht. „Seine Leistungen auf dem Feld und neben der Platte sind beeindruckend und speziell für jüngere Spieler ist er eine absolute Leitfigur. Er ist ein Glücksfall für Kornwestheim“, sagt Trainer Alexander Schurr. Kugel ist so viel Lob fast etwas peinlich. Doch er nimmt es auch dankend an und gesteht: „Es läuft zur Zeit wirklich super. Ich habe unheimlich viel Spaß.“ Die Freude, mit der er Handball spielt war ein entscheidender Punkt, warum der 32-Jährige seinen Vertrag beim Drittligisten um ein Jahr, bis 2025, verlängerte. Das ist um so erstaunlicher, weil Fabian Kugel ursprünglich nie vorhatte, für Kornwestheim zu spielen.

Als er im Jahr 2012 zum Studienbeginn an die Pädagogische Hochschule in Ludwigsburg kam, suchte der Mann mit der Nummer 17 lediglich einen Verein zum Trainieren. Damals spielte der Linksaußen noch für den TV Weilstetten. Um weiterhin aktiv zu bleiben, hatte ihm sein Verein auferlegt, bei einem anderen Verein mit zu trainieren. Fabian Kugel entschied sich für den SV Kornwestheim. Bald erkannte der damalige SVK-Trainer Mirko Henel die Qualitäten des 21-Jährigen, und bereits in der Saison 2013/2014 lief Kugel im Trikot der Lurchis auf. „Ich hatte es für mich als Übergangsprojekt während des Studiums deklariert“, erinnert sich Kugel. Aus dem Übergangsprojekt wurde mittlerweile eine Dauerlösung. Als Fabler, wie er von seinen Mannschaftskollegen genannt wird, die Möglichkeit bekam, nach dem Studium und Referendariat als Sonderpädagoge in Korntal zu arbeiten, nahm er die Chance dankend an. „Hier im Verein ist es sehr familiär, das war mir immer wichtig und ausschlaggebend für mein Bleiben“, sagt Kugel. Der Flügelspieler liebt das Gemeinschaftsgefühl und den Zusammenhalt im Team. „Handball war für mich immer eine riesige Sozialinstanz“, sagt der Pädagoge. 

Als Kind war er in der Leichtathletik, im Weitwurf und im Handball aktiv. Nur eine Sportart war ihm anfangs zu wenig. „Meine Eltern erkannten, dass mein Bewegungsdrang sehr hoch ist“, sagt Kugel lachend. Doch irgendwann musste er sich entscheiden. Beide Sportarten parallel auszuüben war nicht mehr möglich. Der Teamgedanke war dem heute 1,84 Meter großen Akteur schon damals sehr wichtig, also entschied er sich für den Mannschaftssport Handball. Da er damals mit seiner Familie in Balingen lebte, lief Fabian Kugel für die Jugend der HBW Balingen-Weilstetten auf. Der spätere Wechsel zum TV Weilstetten erfolgte lediglich, weil der HBW zum Studienbeginn kein Auswärtstraining bei einem anderen Verein toleriert hätte. Der Rest freilich ist nun Geschichte. Aus dem einstigen jungen, wilden Fabler entwickelte sich über die Jahre ein reifer, fokussierter Flügelspieler. „Fabler hat bei uns wirklich alle Entwicklungsstufen eines Handballers durchlaufen. Angefangen als talentierter Junge mit ein paar Flausen im Kopf bis hin zum absoluten Führungsspieler auf und neben dem Platz“, sagt Mirko Henel, der Sportliche Leiter des SVK über ihn. Und Handball hat auch in seiner persönlichen Entwicklung eine nicht unerhebliche Rolle gespielt.

Das vermittelt der 32-Jährige mittlerweile auch seinen Schülern. Schließlich ist das Konfliktpotenzial an der Sonderpädagogischen Schule mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung hoch. „Der Alltag ist geprägt von Schwierigkeiten“, berichtet er. Der Sonderpädagoge hat sich diesen anspruchsvollen Beruf dennoch bewusst ausgesucht. „Diese Kinder tragen das Herz auf der Zunge“, sagt der 32-Jährige und weiß: „Viele Kids brauchen ein stabiles Umfeld und einen verlässlichen Kumpel in ihrem Leben. Dabei möchte ich unterstützen und mitwirken.“ Aus diesem Grund versucht er Kindern wie Eltern die Relevanz und Werte des Vereinslebens an die Hand zu geben. Der SV Kornwestheim ist ihm dabei Vorbild, „denn hier wird das perfekte Vereinsleben vorgelebt.“

Allerdings weiß Fabian Kugel auch, wie wichtig Auszeiten bei der Doppelbelastung aus Job und Leistungssport sind. Wenn er Abstand von allem braucht, dann geht der 32-Jährige am liebsten zum Wandern in die österreichischen Berge. „Das ist perfekt zum Abschalten und Energie tanken“, sagt die Nummer 17 des SV Kornwestheim. Und wenn es nicht für die Berge reicht, dann tut’s dem Linksaußen auch ein Spaziergang in der Natur an der frischen Luft, um den Kopf wieder freizubekommen. Nach nun zehn Jahren bei den Lurchis erscheint der Handballer Fabian Kugel jedenfalls ruhiger, ausgeglichener und leistungsstärker denn je. „Ich fühle mich gefestigter, fokussierter und irgendwie angekommen“, sagt er. Und bei einer Sache ist der 32-Jährige sich auch schon sehr sicher: „Nach meiner aktiven Karriere möchte ich mich weiter im Verein engagieren.“ Wie, das weiß er noch nicht genau. Nur eines ist sicher: „Nicht als Trainer. Einen ähnlichen Job habe ich schon in der Schule.“ Bei den Lurchis freuen sich jetzt erst einmal alle, dass Fabian Kugel weiter in ihrer Mitte, oder besser gesagt, der Linksaußen bleibt.

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